Mit seinen rund 300 Sonnentagen ist die Hauptstadt Portugals perfekt für eine Tour mit dem offenen Doppelstockbus. Unsere Autorin Tina ist mitgefahren.
4 Linien mit insgesamt 56 Haltestellen bieten 48 Stunden lang unbegrenzten Fahrspaß und man kann so oft Ein- und Aussteigen wie man möchte. Einfach bei der Sehenswürdigkeit, die man besuchen möchte aussteigen und später wieder zusteigen. Dadurch kann man sich seine ganz persönliche Tour zusammenstellen und Lissabon ganz individuell entdecken.
Ich habe mich für die Tour mit der roten Linie entschieden, durch das Zentrum bis hinaus nach Belem. Auf dieser fährt im Sommer jeden Tag von 9:00-19:00 Uhr alle 25 Minuten und im Winter bis 17:00 Uhr alle 30 Minuten ein Bus.
Macht man diese Tour ohne Halt, dauert sie knapp zwei Stunden.
Die anderen Linien (orange: nach Cascais; blau: Oriente; grün: bis zum Castelo de Sao Jorge) haben gleich lange oder längere Routen und decken anderen Teile von Lissabon und seiner Umgebung ab.
Mein Ticket für die Stadtrundfahrt durch Lissabon habe ich im Vorhinein im Internet gekauft und mit dem ausgedruckten Voucher bekomme ich beim Busfahrer mein Ticket.
Gestartet habe ich meine Tour beim Campo Pequeno, wo mir sofort die beeindruckende Stierkampfarena auffällt. Diese wurde 2006 von Grund auf saniert und von einer herkömmlichen Arena in eine multifunktionale, überdachte Veranstaltungshalle umgewandelt. Seitdem befindet sich unter der Halle ein großes Einkaufszentrum (Centro Comercial do Campo Pequeno) und im Sommer finden immer noch Stierkämpfe statt.
Nächster Halt ist der Zoo von Lissabon, hier lohnt es sich gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist auf jeden Fall einen Stop einzulegen und diesen zu besuchen.
Weiter geht die luftige Fahrt vorbei am bekannten spanischen Kaufhaus El Corte Ingles hinauf zum Aussichtspunkt vom Parque Eduardo VII von dem man einen überwältigenden Blick auf die Stadt hat und wieder den Berg hinunter zu einem der Hauptverkehrspunkte der Stadt dem Marques de Pombal. Benannt nach dem Politiker Sebastião José de Carvalho e Mello (1699-1782) der Premierminister Portugals während der Herrschaft König José I. und der bedeutendste portugiesische Staatsmann des 18. Jahrhunderts war. Im Jahre 1769 wurde er auf Grund seiner Verdienste zum „Marquês de Pombal“ ernannt.
Von hier kann man bequem in eine der anderen Linien umsteigen. Ich bleibe einfach sitzen und nach ein paar Minuten geht die Fahrt bereits weiter.
Von dem beeindruckenden Kreisverkehr biegen wir ab in die Avenida da Liberdade, die der Pariser Avenue des Champs-Élysées“ Avenue des Champs-Élysées nachempfunden ist. Sie verbindet die nach dem Erdbeben von 1755 angelegte Unterstadt (Baixa) mit den höher gelegenen Stadtvierteln im Norden.
Die Avenida Liberdade zählt zu einer der meist befahrenen Strassen Europas aber der dichte Verkehr stört mich heute überhaupt nicht, da ich während wir etwas im Stau stehen einen ausgezeichneten Blick auf die unzähligen Straßencafes und die Boutiquen von namhaften, internationalen Designern habe.
Weiter geht’s zum Praça dos Restauradores. Dieser erinnert an die Wiederherstellung der Unabhängigkeit im Jahr 1640 nach 60-jähriger Herrschaft durch die Spanier.
Der rechteckige Platz wird von zahlreichen, imposanten Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert umgeben.
Zu meiner Rechten sehe ich jetzt den Bahnhof Lissabon Rossio mit seiner im manuelinischen Stil gehaltenen Fassade mit zwei hufeisenförmigen Eingängen von dem im Viertelstundentakt die Züge nach Sintra verkehren.
Möchte man sich etwas die Füße vertreten, empfiehlt es sich bei der Haltestelle Rossio auszusteigen. Von hier aus kann man ganz bequem zu Fuß das Herzen von Lissabon erkunden.
Ich bleibe aber auch jetzt sitzen und bereits ist das nächste Highlight in Sicht: der Praça do Comércio, neben dem Rossio und dem Praça da Figueira einer der wichtigsten Plätze von Lissabon. Einigen ist der Platz noch als Terreiro do Paço (Palastgelände) bekannt, weil sich hier bis zum großen Erdbeben 1755 ein Schloss des Königs befand. Der Palast war über 200 Jahre die Residenz der portugiesischen Könige, direkt am Lissabonner Hafen und den Redereien, Werften und Verwaltungsgebäuden. Hier war der Knotenpunkt des Handels und der Beziehungen zwischen Portugal und seinen Kolonien. Durch das Erdbeben und das nachfolgende Feuer bzw. dem nachfolgenden Tsunami wurde der Palast 1755 zerstört.
Nach dem Erdbeben wurde die Innenstadt von Lissabon nach Plänen von Marquis von Pombal umgestaltet und wiederaufgebaut. Die Gebäude um den 170 mal 170 Meter großen Platz wurden in Form eines zum Tejo hin offenen Us angelegt. Zur Rua Augusta hin wurden prächtige Torbögen gestaltet und erst 1875 fertiggestellt. Auf der Mitte des Platzes sehe ich das Reiterstandbild von König José I.
Als nächstes fahren wir beim Bahnhof Cais do Sodre vorbei. Dessen Vorplatz und angrenzende Uferpromenade wurden nach mehrjährigen Bauarbeiten vor kurzem endlich fertig gestellt und laden zu einem Spaziergang entlang dem Tejo ein.
Möchte man auf die andere Seite des Tejo nimmt man hier am besten die Fähre. Und auch die Züge nach Cascais und Estoril fahren auch von hier los.
Meine Fahrt geht aber weiter im Doppeldeckerbus und ich genieße die wärmende Sonne im Gesicht während der Wind mir leicht durch die Haare weht.
Von der verdecklosen oberen Etage des Busses hat man wirklich eine perfekte Aussicht, ideal um von allen diesen Highlights Fotos zu schießen. Rechts sehe ich den Time Out Market über den ich schon viel gelesen habe und dem ich sicher auch noch einen kulinarischen Besuch abstatten werde.
Nach ein paar weiteren Minuten erreichen wir auch bereits Belem. Ich packe meine Kopfhörer ein, die ich beim Einsteigen in den Bus erhalten habe, verlasse den Bus bei der Haltestelle Museu dos Coches und schlendere durch die großzügige Parkanlage zum Mosteiro dos Jerónimos. Natürlich nicht ohne die weltberühmten Pasteis de Belem zu probieren. Das Kloster beherbergt das Lissabonner Marinemuseum und den Sarkophag Vasco da Gamas. Der Innenhof des Sakralbaus ist ebenso sehenswert wie die imposante Kirche.
Bei der Haltestelle Jeronimos steige ich wieder in den Bus ein und die Tour führt mich vorbei am UNESCO-Weltkulturerbe Torre de Belém. Eine prächtige Festung und gleichzeitig das Wahrzeichen von Lissabon, das im 16. Jahrhundert errichtet wurde, um die Stadt vor Feinden zu schützen. Eine der wenigen Bauten, die das große Erdbeben von 1755 überstanden haben.
Weiter geht es wieder in Richtung Zentrum entlang der Uferpromenade des Tejo. Von hier bietet sich ein beeindruckender Blick auf die Brücke Ponte 25 de Abril. Sie ist weltweit die drittlängste Hängebrücke und unter ihr liegen die Docas, eine Sammlung von Bars und Restaurants direkt an der Marina, wo sich besonders ein Besuch am Abend lohnt.
Unsere Fahrt geht wieder den Berg hoch und auf der Karte, die ich beim Einsteigen erhalten habe, sehe ich, dass die nächste Station Estrela ist und entschließe mich hier auszusteigen, um den einzigartigen Garten und die Basilika zu besuchen.
Ich setze mich in eines der Cafes im Jardim da Estrela mit Blick auf die Basilika und lasse die beeindruckende Fahrt des heutigen Nachmittags noch mal Revue passieren.
Morgen ist auch noch ein Tag und da werde ich mit einer der anderen Linie eine weitere Ecke von Lissabon erkunden.
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